Der Maler Georg Höhlig

Georg Höhlig im Atelier

Georg Höhlig wurde am 05.01.1879 in Leipzig geboren.
Sein Vater, Gustav Hermann Höhlig, war Zeichenlehrer der II. Bürgerschule in Leipzig, dadurch kam
Georg Höhlig wahrscheinlich frühzeitig zum Zeichnen und sein Vater erkannte das Talent des jungen Georg.
Nach dem Abitur 1897 schrieb er sich an der Malerakademie in München unter dem bekannten
Prof. Gabriel von Hackl in der Naturklasse ein.
Franz Mark „Der Turm der blauen Pferde“ studierte unter Gabriel von Hackl.

Am 13.06.1898 gab es den ersten schweren Schicksalsschlag für Georg Höhlig, es verstarb sein älterer
Bruder Johannes mit nur 21 Jahren in Leipzig. Georg Höhlig wurde militärisch für untauglich befunden, so
dass er am 15.05. 1899 vom Ober-Ers. Komm. München ausgemustert wurde. 1902 beendete er seine Ausbildung
an der Malerakademie in München und kehrte nach Leipzig zurück.

Es folgte ein Heilanstaltsaufenthalt 1903 wegen Tuberkulose in Reiboldsgrün im Vogtland.

Vom 04.01.1904 bis zum 01.06.1904 machte er eine Studienreise nach Wolfgang-Davos (Schweiz), wonach er
laut Aussage von Gotthard Richter das „Luft malen“ lernte.

1905 folgte ein weiterer schwerer Schicksalsschlag für Georg Höhlig, seine Mutter Auguste Henriette
verstarb mit 59 Jahren in Leipzig. Das Schicksal meinte es nicht gut mit dem jungen Künstler, 1908
verstarb seine jüngere Schwester Irma mit nur 27 Jahren in Oberstützengrün.

Georg Höhlig gab nicht auf und widmete sich ganz der Malerei, am 12.04.1912 bis zum 11.10.1912 bereiste er
Paris um sich weiterzubilden und inspirieren zu lassen. Aus diesem Aufenthalt existiert ein Aquarell vom
Ufer der Seine. In Paris ließ er sich wahrscheinlich von den Werken von Van Gogh stark beeinflussen,
worauf seine spätere Impasto-Maltechnik und sein Spachtelstil schließen lassen.

Georg Höhlig war weiterhin sehr wissbegierig und wollte etwas von der Welt sehen, diese Eindrücke hielt er
in seinen Werken fest. Im Jahr 1913 zur Sommerfrische (was damals bei den Städtern üblich war) kam er zum
ersten Mal nach Waschleithe, dem malerischen Ort im Erzgebirge.

Georg Höhlig Frühling Waschleithe

Gemälde Öl auf Leinwand “Frühling in Waschleithe” um 1930, rückseitig mit Bleistift betitelt,
links unten signiert mit G. Höhlig
Maße mit Rahmen: 77cm x 66cm

Diesen Ort besuchte er von nun an 3 Mal im Jahr zu unterschiedlichen Jahreszeiten und malte
mit Freude und Ausdauer sämtliche Motive des Spiegelwaldgebietes. Dies geht aus den sächsischen
Heimatblättern von 1926
hervor, der Text und das Heimatblatt hierzu befinden sich auf der Internetseite
unter der Kategorie Erinnerungen.

Im Jahre 1913 unternahm er eine weitere Studienreise an die Ostsee, davon existiert u.a. ein Aquarell mit Blick
auf den Kirchturm von Prerow.

Georg Höhlig Prerow

Aquarell, Blick auf den Kirchturm von Prerow, rechts unten signiert und datiert mit 1913
Maße mit Rahmen: 60cm x 45cm

Die Ostsee besuchte er mehrmals, unter anderem auch den Künstlerort Ahrenshoop. Möglich dass er hier von
Paul Müller Kaempff inspiriert wurde, die Weite und Einsamkeit der Landschaft wiederzugeben, was sich in
seinen späteren Erzgebirgsbildern wiederspiegelt.

1915 verstarb auch noch sein Vater Gustav Hermann Höhlig im Alter von 61 Jahren. Da er bis dahin bei seinen
Eltern gelebt hat und wie viele Künstler dieser Zeit kaum Geld besaß, musste er nun ins Künstlerhaus in der
Bosestr. 9, III. Etage umziehen. Diese Adresse gab er auch bei mehreren seinen Werken auf der Rückseite an.

In den Jahren 1916 und 1918 begab er sich zur Behandlung seiner Tuberkulose in die Heilstätte Sorge bei Adorf
im Vogtland. Auch hier malte Georg Höhlig trotz seiner Krankheit, die er bald erfolgreich besiegte, weiter.
Er schuf weitere Werke auch von Postkarten inspiriert, wie hier im Vergleich zu sehen ist.

Georg Höhlig bei Bad Elster Blick nach Adorf Winter

Gemälde Öl auf Pappe, “Bei Bad Elster Blick nach Adorf” rückseitig betitelt, links unten datiert 1919
und signiert G. Höhlig
Maße mit Rahmen: 45cm x 55cm

Reiboldsgrün Postkarte

Postkarte von der Heilanstalt Reiboldsgrün 1911

Im Jahre 1921 zog er mit seiner Schwester Gertrud in die Asterstraße in Leipzig. Sie war das einzig
verbliebene Familienmitglied und sollte Ihn bis zu seinem Tode in Erla-Crandorf begleiten.

Gertrud und Georg Höhlig reisten zusammen 1928 über Tirol bis nach Italien, auch hier war der Meister
wieder voller Tatendrang und schuf tolle spätimpressionistische Bilder.

Almhütte

Öl auf Leinwand Almhütte in Tirol um 1928, rechts unten signiert
Maße mit Rahmen: 52cm x 43cm

1931 verzogen die Beiden wieder ins Künstlerhaus in die Zentralstr. 10, III. Etage, bedingt durch finanzielle
Nöte. Dies geht aus einem Eintrag vom 18.03.1931 für eine Unterstützung durch das Stiftungsamt hervor.
Auch in Leipzig verkaufte Georg Höhlig seine Werke, die er im Erzgebirge geschaffen hatte. Das wurde von Nachfahren
von Gemäldekäufern aus Leipzig überliefert und so warb er bereits damals für die Schönheiten des Erzgebirges,
welches Ihn immer wieder faszinierte und inspirierte.

bei Waschleithe Blick Hundsmarder

Gemälde Öl auf Leinwand, bei Waschleithe Blick Hundsmarter um 1930, rechts unten signiert G. Höhlig
Dieses Gemälde wurde von einer ehemaligen Leipzigerin gekauft

Im Künstlerhaus befanden sich Ateliers, Wohnungen, Klub- und Vereinszimmer sowie Wirtschaftsräume. Im Erdgeschoss
lagen die Ausstellungsräume, im ersten Obergeschoss die Fest- und Speisesäle sowie Bibliotheks- und Vorstandszimmer.
Neben dem Leipziger Künstlerverein hatten hier die Allgemeine deutsche Kunstgenossenschaft und der Verein der
Leipziger Architekten ebenso ihren Sitz wie der Leipziger Künstlerbund, die Leipziger Jahresausstellung und die
Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft.

Außerdem gab es im Haus auch mehrere öffentliche Gasträume, das Restaurant Künstlerhaus, ein Künstlercafé sowie
eine Kegelbahn im Erdgeschoss und einen Speisesaal in der ersten Etage. Im Restaurant gab es allabendlich
Konzertunterhaltung. Ein hervorragender Platz für einen Künstler wie man meinen könnte, jedoch ging auch der
Zweite Weltkrieg nicht spurlos an Leipzig vorbei.
Das Künstlerhaus in Leipzig wurde am 04.12.1943 bei Bombenangriffen komplett zerstört, Georg Höhlig ahnte dies
vielleicht und war seiner Zeit einen Schritt voraus gekommen, denn Gertrud und Georg Höhlig verzogen bereits 1940
nach Erla-Crandorf im Erzgebirge, in die Breitenbrunner Str. 24.

Wohnhaus Georg Höhlig

Das Wohnhaus von Georg Höhlig in der Breitenbrunner Str. 24 in Erla-Crandorf

Warum zog er nach Crandorf und nicht nach Waschleithe? Auch Crandorf hat Georg Höhlig definitiv schon vorher
kennen und lieben gelernt. Er schuf ein Bild zu Ostern 1936, welches die Drachenleithe zeigt.

Crandorf Drachleithe Ostern 1936

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf Drachenleithe, rückseitig betitelt mit “Georg Höhlig Crandorf-Pöhla Osterschnee 1936″,
links unten signiert G. Höhlig
Maße mit Rahmen: 56cm x 50cm

Es ist jedoch nicht das einzige Werk von Crandorf vor 1940, leider sind viele Gemälde von Crandorf nicht datiert,
lassen aber auf eine Phase von 1925 bis 1940 schließen.

Georg Höhlig Crandorf Süßmühle

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf Süßmühle Richtung Rittersgrün um 1930, rechts unten signiert G. Höhlig
Maße mit Rahmen: 90cm x 70 cm

Georg Höhlig war sich hier der materiellen Unterstützung einiger Gönner sicher, hervorzuheben ist sicherlich
der ehemalige Schwarzenberger Fabrikant, Emil Krauss, der viele Werke von Georg Höhlig besessen haben muss.
Des weiteren bot Crandorf mehr neue Motive als Waschleithe mit dem Spiegelwaldgebiet und er war der Stadt
Schwarzenberg näher. Hier waren auch mehr Leute, die seine Werke kauften. Jedoch bleiben das nur meine
logischen Folgerungen und Vermutungen.

Crandorf-Schwarzenberg

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf mit Blick Richtung Schwarzenberg um 1930, rechts unten signiert G. Höhlig.
Maße mit Rahmen: 117cm x 86cm

Es gibt wohl kaum ein Motiv von Crandorf, das er nicht gemalt hat. Seine zwei kleinen, spärlichen Zimmer, die er
mit seiner Schwester Gertrud bewohnte, waren voll von seinen Werken, welche Georg Höhlig in Crandorf
geschaffen hatte.

Georg sammelte Briefmarken und war auch sonst eher auffällig unter den Dorfbewohnern. Er malte unaufhörlich und
dachte nicht daran, den Sommer zum „Holz machen“ zu nutzen. So kam es, dass die Beiden dann im Winter mit dem
Pelzmantel in der Wohnung saßen.
Bei seiner Arbeit trug er immer eine Baskenmütze, was zu dieser Zeit auf dem Land wohl exzentrisch gewesen sein muss.

Georg Höhlig Buhrenschänke Winter

Gemälde Öl auf Pappe Crandorf im Winter Richtung Burenschänke um 1950, rechts unten signiert G.Höhlig

Zu dieser Zeit konnte man stets Werke von Georg Höhlig kaufen, da er und seine Schwester nur von seinen Arbeiten lebten.
Nur wenige Leute hatten in dieser schweren Zeit im Erzgebirge das Geld, sich Kunst zu kaufen.
Die Höhligs sind im Frühjahr immer hinausgegangen auf die Wiese und haben Löwenzahn gesammelt und dann Salat
daraus gemacht. Heute ist das wieder im Trend, damals aber war es ein Zeichen für große Armut.

Georg Höhlig Crandorf Antonshöhe Frühling

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf im Frühling, Blick auf Crandorf von Orstausgang Richtung
Antonshöhe datiert 1944, rechts unten signiert G. Höhlig

Die Zeiten besserten sich, jedoch Georg Höhlig blieb sehr menschenscheu. Wer ein Werk kaufen wollte,
sollte sich an seine Schwester wenden, sie gestaltete stets die Preisverhandlungen über das entsprechende
Gemälde und kassierte dann auch den Erlös. Zu erwähnen sei, dass Georg Höhlig manche seiner Werke nicht
verkaufte, nämlich, an denen er sehr hing, weil es ihm gelungen war, die Stimmung perfekt festzuhalten.

Er selbst sagte, aus Überlieferungen, „man ist schon ein Lump, man malt nur 2 bis 3 Stunden und dann verlangt
man dafür 300 Mark“. Was zu dieser Zeit eine enorme Summe Geld war, er sah es sozusagen etwas ironisch.

Georg Höhlig Crandorf Pöhla mit Viezitt

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf Drachleithe mit Blick auf Pöhla mit Viehtrifft um 1940,
rechts unten signiert G. Höhlig.
Dieses Gemälde verkaufte Georg Höhlig damals für 300 Mark

Georg Höhlig galt immer als sehr bescheiden, fröhlich und kinderfreundlich, er war mittlerweile schwerhörig.
Deshalb schlichen sich manchmal die spielenden Kinder des Ortes an, wenn er malte, sie wollten Ihn wohl etwas
erschrecken und machten sich einen Spaß daraus. Er hatte immer eine Rolle Pfefferminzdrops beim Malen dabei
und gab den Kindern in dieser Zeit etwas Süßes. Außerdem waren auch sehr oft die Nachbarskinder bei Ihm und
seiner Schwester in der Wohnung und spielten bzw. tobten herum.

Georg Höhlig Wetterschutzhütte Crandorf Winter

Gemälde Öl auf Pappe Crandorf Wachhütte im Winter um 1930, links unten signiert G. Höhlig

Der Vater des Künstlers Gotthard Richter, Bildhauer aus Pöhla, durfte Georg Höhlig nach dem Krieg einmal
in der Landschaft beim Malen assistieren. Er musste allerdings ruhig dabei sein, nur schauen nicht sprechen,
so erzählt Richter. Georg Höhlig schenkte danach Gotthard Richters Vater ein oder zwei Bilder.

Es waren zu der Zeit auch weitere Künstler und Studenten aus Leipzig in Crandorf präsent und haben gemalt.
Sicherlich ist das Georg Höhlig zuzuschreiben, weil durch seine Kontakte zur Universität in Leipzig die
Region um Crandorf unter den jungen Künstlern Interesse weckte.

Höhlig genoss die Schönheit und Ruhe der Natur, welche ihn immer wieder inspirierte.
Er malte die beliebten Motive zu jeder Jahreszeit, um die verschiedenen Impressionen die sich ihm daraus
boten, festzuhalten. Selbst im Winter bei klirrender Kälte malte er und presste die Farbe aus den Tuben,
welche nach kurzer Zeit auch schon eingefroren waren, direkt auf die Leinwand. Um so größer ist der Respekt
vor seinen begehrten Werken mit Wintermotiven.

Crandorf Haus Im Winter

Gemälde Öl auf Leinwand Crandorf Haus im Winter um 1930, links unten signiert G. Höhlig

Georg Höhlig verstarb am 06.12.1960 in Erla-Crandorf im Alter von 81 Jahren.
Sein Leichnam wurde nach Zwickau ins Krematorium überführt und dort verbrannt.
Seine Urne wurde am 11.02.1961 auf den Leipziger Nordfriedhof überführt, wo er seine letzte Ruhe fand.

Nach seinem Tod verschenkte seine Schwester Gertrud einige seiner Werke, welche Georg Höhlig in einer
großen Kiste aufbewahrte, an befreundete Nachbarn und deren Kinder zu feierlichen Anlässen zum Beispiel
Schulanfängen oder Konfirmationen.